Die Physiker

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Wir haben in der Schule wenig gelesen. Viel zu wenig. So kommt es, dass ich immer wieder Bücher lese, die andere mit 16 in der Schule gelesen, diskutiert und verstanden haben. Vor kurzem etwa Friedrich Dürrenmatts Die Physiker. Eines der bekanntesten Theaterstücke der deutschen Literatur, geschrieben im Schatten eines Atompilzes, behandelt die Verantwortung der Wissenschaft. Kann Wissenschaft per se gut oder böse sein? Kann der Mensch mit wissenschaftlicher Erkenntnis umgehen? Ist der Wissenschaftler für die Konsequenzen seines Tuns verantwortlich? Große Themen. Wiederkehrende Themen, wenn man an Big Data denkt.

In Big Data steckt viel Gutes. Denken Sie etwa an Krebsfrüherkennung. Algorithmen sind in der Lage, aus den Suchabfragen eines Menschen die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mensch an Krebs erkrankt ist, zu errechnen. Wenn Sie sich nach bestimmten Symptomen wie Schmerzen oder Müdigkeit erkundigen, schlägt der Algorithmus Alarm. Ist das nicht eine großartige Technologie, die in der Lage ist, durch eine frühe Warnung Menschen die Chance auf eine Therapie zu einem Zeitpunkt zu ermöglichen, wo die Heilungschance sehr groß sind?

Ihre Gewohnheiten verraten Sie

In Big Data steckt viel Kontroverses. Denken Sie etwa an Social Scorings. Ihre Freunde, Ihr Medienkonsum, Ihre Lebensgewohnheiten, Ihre Sportgewohnheiten, Ihre Meinungen, alles was Sie tun wird aufgezeichnet, bewertet und mündet in einem Rating. Einer Zahl, die Ihren Wert als Menschen ausdrückt. Und Ihrer Chancen. Eine Welt, die vor ein paar Jahren Marc Elsberg in seinem dystopischen Thriller „Zero, sie wissen was du tust“ beschrieben hat. Als ich das Buch las, hielt ich diese Welt zwar für möglich, aber nicht wahrscheinlich. 2014 hat der chinesische Staatsrat beschlossen, ein solches System bis 2020 einzuführen. Der Social Score soll dann über Zugang zu Krediten, die Chance auf einen Studienplatz, Jobs im Staatsdienst oder die Möglichkeit, zu einer Auslandsreise entscheiden.

Dürrenmatt hat im Anhang seines Buchs seine Dramatheorie in „21 Punkte zu den Physikern“ zusammengefasst. Diese Punkte lauten:

  1. Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.
  2. Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.
  3. Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat.
  4. Die schlimmst mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.
  5. Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen.
  6. Träger einer dramatischen Handlung sind Menschen.
  7. Der Zufall in einer dramatischen Handlung besteht darin, wann und wo wer zufällig wem begegnet.
  8. Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
  9. Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie immer dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten (z. B. Ödipus).
  10. Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd (sinnwidrig).
  11. Sie ist paradox.
  12. Ebenso wenig wie die Logiker können die Dramatiker das Paradoxe vermeiden.
  13. Ebenso wenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.
  14. Ein Drama über die Physiker muss paradox sein.
  15. Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziel haben, sondern nur ihre Auswirkungen.
  16. Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.
  17. Was alle angeht, können nur alle lösen.
  18. Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.
  19. Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.
  20. Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.
  21. Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu überwältigen.

Ich habe keine Antwort darauf, ob Big Data gut oder schlecht ist. Ich weiß aber, dass es Wirklichkeit ist und wir uns dieser Wirklichkeit aussetzen müssen.

 

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Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

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