Am 31.5. wird der Wiener Börsepreis verliehen. Dieser Tag ist speziell dem Finanzplatz Österreich gewidmet. Rund um die Verleihung setzt die Wiener Börse Aktivitäten, um die Investoren auf den heimischen Börsenplatz aufmerksam zu machen. Erste Asset Management zählt zu den größten Investoren am Wiener Aktienmarkt. In den letzten fünf Jahren legte die Wiener Börse eine klare Aufwärtstendenz an den Tag. Über die Gründe für den steilen Kursaufschwung, mögliche Gefahren und Zukunftsperspektiven sprachen wir mit Bernhard Ruttenstorfer, Manager des Aktienfonds ESPA STOCK VIENNA:
Wie haben sich österreichische Aktien in letzter Zeit entwickelt?

Bernhard Ruttenstorfer, Senior Fonds Manager für österreichische Aktien
Der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, liegt seit Jahresbeginn mit 21,6% im Plus (per 23.05.2017, Quelle Bloomberg). Rückgerechnet auf ein Jahr liegt das Plus bei 44,4% (per 23.05.2017, Quelle Bloomberg) und verglichen mit vor fünf Jahren stehen wir per 23.05.2017 sogar um 65,8% höher. Man darf in der Rückwärtsbetrachtung aber nicht vergessen, dass wir eine Phase mit mehreren Auf- und Abwärtsbewegungen durchschritten haben, (siehe die Grafik Wertentwicklung ESPA STOCK VIENNA). Dh. Anleger am Wiener Aktienmarkt sollten eine gesunde Portion Gelassenheit und Geduld mitbringen. Dafür könnten sie langfristig belohnt werden.

Die Berechnung der Wertentwicklung erfolgt lt. OeKB Methode. In der Wertentwicklung ist die Verwaltungsgebühr berücksichtigt. Der bei Kauf anfallende einmalige Ausgabeaufschlag in Höhe von bis zu 3,00 % und andere ertragsmindernde Kosten wie individuelle Konto- und Depotgebühren sind in der Darstellung nicht berücksichtigt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu.
Interessanterweise hat der Index gleich nach der Brexit-Volksabstimmung in Großbritannien zu steigen begonnen. Zu einem Zeitpunkt, als man eher Turbulenzen wegen der unklaren Zukunft Großbritanniens außerhalb der EU ausgehen musste. Wieso kam es ganz anders?
Ein Sprichwort besagt, politische Börsen haben kurze Beine. Die Investoren haben sich trotz der ereignisreichen Nachrichtenlage auf die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung konzentriert. Wir sehen, dass sich die fundamentalen Daten für die Weltwirtschaft verbessern, speziell in Europa, wo sich die Inflation dem Zielband der Europäischen Zentralbank von 2% nähert und es bereits zu leichten Zinsanstiegen am langen Ende (gemeint bei langlaufenden Staatsanleihen, Anm.) gekommen ist. Kürzlich haben auch die beiden maßgeblichen österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum nach oben revidiert: Im 1. Quartal 2017 gewann die Industriekonjunktur weiter an Dynamik. Heimische Unternehmen investierten erneut in ihre Produktionskapazitäten. Auch in der Bauwirtschaft stieg die Wertschöpfung. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag bei 0,6% (Quelle: www.wifo.ac.at).
Wie hat sich das freundliche wirtschaftliche Umfeld auf die Unternehmensergebnisse der ATX-Unternehmen ausgewirkt?
Eine beträchtliche Anzahl an Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren strategisch neu ausgerichtet. Dafür ernten diese Unternehmen nun die Früchte. Ein Beispiel: Lenzing war vor einigen Jahren primär ein Viskose-Hersteller, in den letzten beiden Jahren haben sie sich zu einem Spezialitätenhersteller gewandelt und das honoriert die Börse. Ein anderes Beispiel: Die OMV hat ihren Schwerpunkt von der Nordsee zu Produktionsstätten mit niedrigeren Kosten wie zB. Russland oder Libyen verlagert. Andere Unternehmen wie zB. Palfinger, RHI und Wienerberger sind Marktführer in gewissen Segmenten. Es ist daher erfreulich, dass ca. 60% (Quelle: Bloomberg) der berichtenden Unternehmen im ATX die Gewinn- und Umsatzschätzungen der Analysten für das erste Quartal 2017 übertroffen haben. Zusätzlich setzt sich der positive Trend bei Dividendenausschüttungen fort. Dadurch ist die Börsenentwicklung, die wir zuletzt gesehen haben, fundamental gut untermauert. Trotz der gestiegenen Kurse blieb die Bewertung der Unternehmen an der Börse auf einem attraktiven Niveau (siehe Grafik). Ende April lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis im ATX bei ca. 14 (Quelle: Bloomberg).

Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Index zu
Der Wiener Aktienmarkt wurde und wird von maßgeblichen Investoren als Randmarkt wahrgenommen. Haben Sie Grund zur Annahme, dass sich das ändern könnte?
Die Wiener Börse hat natürlich vom Kursaufschwung der globalen Börsen profitiert. Aber verglichen zum deutschen Aktienindex (DAX) hat sich der ATX deutlich besser entwickelt, auf Jahressicht per 23.05.2017 um 18,4% (auf gleicher Basis inklusive Dividenden). Internationale Investoren sind gerade dabei den Markt wieder zu entdecken nach dem Motto „Ich kaufe mir die Ostfantasie und investiere in einem Land im Herzen Europas“. Ein Hemmschuh ist die relativ geringe Liquidität. Aber die Verantwortlichen sind sich dieser Situation bewusst und arbeiten an Verbesserungen.
Werden die Neuwahlen am 15. Oktober die Kursentwicklung beeinflussen?
Nein, die Neuwahl des Nationalrates hat keinen Einfluss auf das aktuelle Börsengeschehen. Es sind die übergeordneten Ereignisse wie internationale Wirtschaftsentwicklung, Inflation, Zinsen und vor allem die betriebswirtschaftliche Seite der Unternehmen, die die Wiener Börse beeinflussen.
Investieren in österreichische Aktien: ESPA STOCK VIENNA
Ein Fonds ausschließlich für österreichische Aktien. Das Fondsmanagement verfolgt einen Bottom Up-Investmentansatz (Anlagestrategie von Aktien–Investmentfonds-Managern, bei der zunächst das Wachstumspotential einzelner Unternehmen analysiert wird. Anschließend werden die Chancen in der entsprechenden Branche und im Gesamtmarkt bewertet, Anm., Quelle: FAZ).
Mehr zu den Vorteilen für Anlegerinnen und Anleger sowie den Risiken, die beachtet werden müssen:
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