Während ich diese Zeilen schreibe, kämpfen mehrere hundert Feuerwehrleute in der südspanischen Provinz Tarragona seit drei Tagen mit einem Feuer, das mittlerweile über 6500 Hektar Land zerstört hat. Beeindruckend, aber was hat dies mit dem Thema Fleisch zu tun?
Auslöser waren die dortigen Hühner, jene einer örtlichen Hühnerzucht um genau zu sein. Der angesammelte Kot der Tiere hat aufgrund der aktuellen Hitzewelle zu gären begonnen und ist in Brand geraten.
Fleisch als Treiber des Klimawandels
Die Verkettung zwischen Fleischproduktion und Klimawandel, die sich in diesem Fall zu einem brandgefährlichen Kreislauf zusammengefunden haben, ist nicht nur laut unseren Researchpartnern eines der schwerwiegendsten ESG-Risiken in der Landwirtschaft.
Laut der Welternährungsorganisation FAO sind rund 15% der vom Menschen verursachten Treibhausemissionen direkt auf die Viehzucht zurückzuführen. Der Faktor der auf die Kuhzucht zurückzuführenden Emissionen zwischen Fleisch und Milch ist dabei mehr als 3:1 pro Gramm produziertem Protein.
Ist eine klimaschonende Fleischproduktion möglich?
Einer der schwerwiegendsten Faktoren in dieser Gleichung sind die Futtermittel, auf deren Problemstellungen meine Kollegin Stefanie Schock in einem eigenen Artikel in diesem Dossier eingeht. Aber auch über die Herausforderungen des Anbaus, wie Abholzung und Dünger, bedingt die Wahl des Futters massive Unterschiede in den Emissionen der Tiere. Ein intensiv gezüchtetes Rind, das mit Mais und Soja gemästet wird, stößt beträchtlich mehr CO2 aus, als ein Tier das auf den Almweiden eines Tiroler Bergbauernhofs grast.
Letzteres birgt den zusätzlichen Vorteil, dass ansonsten nicht für die Lebensmittelproduktion einsetzbares Land zur Gewinnung von Protein gewonnen werden kann. Dem nicht genug, können durch das kontinuierliche Graswachstum auf den Weiden laut Schätzungen der FAO zusätzlich weitere knapp 10% der Emissionen aus der globalen Tierhaltung kompensiert werden.
Die globale Ebene der Rinderzucht
Leider lässt sich solch vergleichsweise klimaschonende Produktion nicht global skalieren. Selbst im immensen australischen Outback stößt die dortige, an sich extensive Rinderzucht an die Grenzen des verfügbaren Wassers. Je nach Region sind bis zu 16.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren. Dies führt dazu, dass immer mehr Herden in Australien schlicht verdursten.
Auch in den USA sind die großen Produzenten JBS, Cargill und Tyson Foods mehrheitlich von Zuchtbetrieben in Dürrezonen abhängig. Durch den Klimawandel wird der Wassermangel noch potenziert. Auch hier schließt sich der Teufelskreis.
Selbst wenn die FAO darauf verweist, dass bis zu 30% der Emissionen aus der Tierhaltung eingespart werden könnten, fänden die besten Praktiken global Anwendung, betonen unsere Research Partner, dass die steigende Nachfrage diese Fortschritte weitgehend zunichte machen würde. Es bleibt somit die Möglichkeit, weniger zu konsumieren oder zu substituieren.
Die Zukunft des Fleischkonsums
Dies ist auch von Bedeutung, da unsere Partner den Nachfrageanstieg von Fleisch (insbesondere rotes Fleisch) als beträchtliche Gesundheitsgefahr einstufen. Das untergräbt unmittelbar das dritte nachhaltige Entwicklungsziel der Vereinten Nationen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO klassifiziert verarbeitete Fleischprodukte basierend auf der wissenschaftlichen Gewissheit der Krebsgefahr in derselben Kategorie wie Tabakrauch und Asbest.
Aber auch die Ersatzprodukte, wie zum Beispiel die auf Erbsen basierenden Burger des aktuellen Börsenstars Beyond Meat, sind nicht über jeden Zweifel erhaben. Ja, sie reduzieren deutlich den ökologischen Fußabdruck gegenüber klassischen Fleischprodukten und vermeiden die bedenklichen Aufzuchtbedingungen intensiver Tierhaltung. Aufgrund des häufig zu hohen Salzanteils sind sie aber, zumindest gesundheitlich, auch kein Allheilmittel, wie die Analysten unserer Partner betonen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.