Die noch vor dem Chinesischen Neujahr im Januar verhängten, strengen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, welche eine Absperrzone für 60 Millionen Einwohner der Provinz Hubei und strikte Quarantäne für Hunderte Millionen Menschen mit sich brachten, haben die chinesische Wirtschaft beinahe in die Knie gezwungen.
Als Zeichen, dass die Situation unter Kontrolle ist, hat China seine Bemühungen, die Produktion zu erhöhen und die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs zu minimieren, verstärkt.
Wie kommt die Wiederaufnahme der Produktion in China voran?
Das geschätzte Produktionsvolumen lag außerhalb der Provinz Hubei bei 60-70%. In Anbetracht der Tatsache, dass mehr und mehr Gebiete ihre Reiserestriktionen aufheben, sollte sich die Produktion Mitte bis Ende März wieder auf Normalniveau befinden.
Die Wiederaufnahme der Produktion hängt von Region, Sektor und Unternehmen ab. Geographisch betrachtet, hat der Großteil der Provinzen an der Ostküste eine Produktionsrate von über 90% wiederhergestellt, während sich stark infizierte Gebiete wie beispielsweise Hubei nach wie vor auf die Eindämmung des Virus konzentrieren.
Nach Sektoren betrachtet, verzeichnen der Finanz- und der IT-Sektor weitaus höhere Wiederaufnahme-Zahlen, wobei die Grundstoffindustrie langsam wieder in Fahrt kommt.
Mehr als 90% von Chinas verstaatlichten Unternehmen haben die Produktion wieder aufgenommen, während Klein- und Mittelbetriebe noch immer Schwierigkeiten haben, Vollproduktion zu erreichen.
Wie wirkt sich die Situation auf die chinesische Wirtschaft aus?
Die Produktions- und Konsum-Unterbrechung im Januar und Februar wird zu einer Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums in Q1 2020 führen. Darauf sollte eine starke Gegenbewegung in Q2 2020 (q/q) folgen.
Gegen Ende des Jahres sollte sich die chinesische Wirtschaft nach allmählicher Normalisierung wieder auf dem Niveau vor dem Virusausbruch befinden, was ein Wirtschaftswachstum von 5,7% für das Gesamtjahr (j/j) bedeuten würde.
Was die Wirtschaftstreiber anbelangt, so befinden sich geldpolitische und fiskale Lockerungen zur Stimulierung des Wachstums in Umsetzung.
Der Konsum könnte etwas vom verlorenen Boden gutmachen. Die Inlands- und Auslandsnachfrage sollte aufgrund der Lagerergänzung nach dem Produktionsausfall die Nachfrage unterstützen.
Des einen Freud‘, des anderen Leid
Während der Ausbruch des Coronavirus einen Wirtschaftsabschwung in den Bereichen Catering, Einzelhandel und Tourismus verursachte, schuf er für andere Sektoren wie E-Commerce, Online-Learning oder Online-Entertainment Chancen. „Weniger offline, mehr online; weniger Mensch, mehr Maschine“ ist ein starker Trend in vielerlei Wirtschaftszweigen.
Obwohl sich die chinesische Wirtschaft auf dem Weg der Besserung und zur Normalisierung zu befinden scheint, hängt nach wie vor eine Wolke der Unsicherheit über dem Horizont. Die Dauer und Schwere des Coronavirus-Ausbruchs außerhalb Chinas ist derzeit sehr schwer vorherzusagen. Regierungsinterventionen könnten in verschiedenen Ländern eine Reduktion der Nachfrage herbeiführen.
In jedem Falle ist das Coronavirus Stand jetzt ein einmaliger negativer Schock für die Wirtschaft, während Chinas langfristiger Wachstumstrend intakt bleibt.
Der Großteil der Provinzen an der Ostküste hat eine Produktionsrate von über 90% wiederhergestellt
Verlangsamung in Q1 2020, Rebound in Q2 2020
Unser Dossier zum Thema Coronavirus mit Analysen: https://blog.de.erste-am.com/dossier/coronavirus/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.