Wir haben einige außergewöhnliche Jahre erlebt, wenn wir über die Performance von Aktien und Multi-Asset-Anlagen sprechen. Die Zinssätze waren niedrig, die Volatilität – d. h. die durchschnittlichen täglichen Kursschwankungen – war vergleichsweise gering.
Insbesondere nach dem starken Rückgang der Marktpreise während des „Corona-Schocks“ mit dem ersten „Lock Down“ und dem Beinahe-Zusammenbruch der Weltwirtschaft haben wir eine starke Markterholung erlebt.
Die Anleger:innen haben von der positiven Stimmung und den steigenden Preisen profitiert, die den Marktrückgang innerhalb von 6 Monaten überdeckt haben und heute sogar im positiven Bereich liegen!
Warum trieb der „Corona-Schock“ den Markt so stark an…?
Als Corona auftauchte, war das etwas völlig Neues. Niemand konnte es einschätzen. Niemand wusste, wie er damit umgehen sollte oder wie es sich auf ihn auswirken würde.
Wir haben uns alle geschützt, indem wir uns zu Hause eingegraben haben. Ganz ähnlich reagieren Marktteilnehmer auf neue Informationen, die sie nicht sofort einschätzen können.
Nehmen wir das Beispiel Corona: Auch an den Märkten bestand die erste Reaktion darin, das investierte Geld zu „schützen“, indem man schnell riskante Vermögenswerte (Aktien, Anleihen mit niedrigem Rating, …) verkaufte oder absicherte – Vermögenswerte, die bei Korrekturen zu Überreaktionen neigen.
Nachdem sich die Marktteilnehmer ein klareres Bild von der Situation gemacht und von den Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen zur Stützung der Wirtschaft erfahren hatten, gewannen sie mehr Vertrauen und konnten die Lage besser einschätzen.
Die Marktteilnehmer begannen, sich neu zu positionieren, indem sie risikobehaftete Vermögenswerte hinzufügten, und leiteten damit die Erholung der Vermögenspreise ein, die zu der beobachteten hervorragenden Performance führte.
… und was ist der Unterschied zu heute?
Die aktuelle Marktsituation ist auf folgende Faktoren zurückzuführen:
1. Der Jahresendeffekt – ein technischer Faktor
Wir argumentieren, dass Investieren „langfristig“ ist (ab 5 Jahren), indem wir Geld in ein diversifiziertes Portfolio (einen Fonds mit einer Auswahl von mehreren Einzeltiteln) investieren.
Aufgrund des Jahresendes wird der Zeitraum von Mitte November bis Ende Januar von den Vermögensverwaltungsunternehmen traditionell genutzt, um die Anlagestrategie für die von ihnen verwalteten Gelder zu überprüfen und anzupassen. Dies führt zu Änderungen in den Allokationen weltweit und hat Auswirkungen auf die Märkte, die in „Weihnachtsrallys / Korrekturen“ oder „Jahresanfangsrallys / Korrekturen“ enden.
Wir überprüfen die Strategien für unsere Kunden ebenfalls regelmäßig und lassen uns von den Marktbewegungen, die durch diese Neupositionierungen ausgelöst werden, nicht kurzfristig verunsichern.
2. Neue „Unwägbarkeiten“, die beurteilt werden müssen
Die Welt verändert sich ständig, und die Geopolitik rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Die Unsicherheiten in Bezug auf Russland und die Ukraine – einschließlich möglicher Sanktionen – sowie die unbeständigen Beziehungen zwischen China und den USA erhöhen die Unsicherheiten.
COVID verliert zwar an Bedeutung für die Märkte, aber dennoch hat die Omikron-Variante – insbesondere potenzielle Lock Downs – das Vertrauen der Märkte etwas geschmälert, da dies erneut Auswirkungen auf die Lieferketten haben und die aktuellen Wachstumsaussichten dämpfen könnte.
Die globalen Zentralbanken sind endlich in der Lage, die Märkte auf langsam steigende Zinsen vorzubereiten. Damit rücken die Anleihemärkte (insbesondere diejenigen, die negative Renditen abwarfen) wieder ins Spiel und in den Fokus der Anleger.
„Wir haben einige außergewöhnliche Jahre erlebt, wenn wir über die Performance von Aktien und Multi-Asset-Anlagen sprechen. Die Zinssätze waren niedrig, die Volatilität – d. h. die durchschnittlichen täglichen Kursschwankungen – war vergleichsweise gering.“
Christian Gaier
© Bild: Erste AM
Sind Sie Spekulant:in oder Investor:in?
Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Sind Sie ein Spekulant oder sind Sie ein Investor?
Als Spekulant:in fragen Sie sich vielleicht: „Was wird morgen, in 5 Tagen, in 2 Wochen, … passieren?“ Sie denken nur kurzfristig, nicht an das langfristige Potenzial. Sie könnten sich fragen: „Könnte ich Vermögenswerte billiger kaufen oder eine negative Bewertung für meinen Vermögenswert haben?“.
Sie könnten sogar darüber nachdenken, ob Sie Ihre negative Bewertung in einen realisierten Verlust umwandeln – also gleich verkaufen – oder nicht. Wodurch das langfristige Potenzial einer bereits getätigten Investition verloren geht.
Als Anleger:in werden Sie die Situation für sich selbst bewerten. Was waren die Gründe, warum Sie länger als 5 Jahre in den Vermögenswert investieren wollten? Welches Potenzial haben Sie damals gesehen und glauben Sie immer noch daran? Vielleicht handelt es sich um eine Investmentstory, hinter der sich eine mittlerweile veränderte Welt verbirgt?
Die Märkte hatten und haben immer Phasen, in denen sie gerade nach einer Richtung suchen. Das lässt Anleger:innen oft zweifeln. In der Vergangenheit hat sich das Investieren als eine langfristige Geschichte erwiesen, die Anleger:innen belohnt, die nicht kurzfristig nervös wurden.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.