Alberto Fernandez, der linksgerichtete Herausforderer des im Amt befindlichen Präsidenten Mauricio Macri, gewann die Vorwahlen im August in überzeugender Manier.
Kein einziger Meinungsforscher hätte auf so einen Ausgang getippt, womit auch der Markt am falschen Fuß erwischt wurde. Fernandez gilt als dem Kirchnerismus verbunden, wobei er allerdings bestrebt ist, diesen Eindruck nicht zu bestätigen.
Ungeachtet dessen ist seine Vizepräsidentschaftskandidatin Christina Kirchner, welche vor Mauricio Macri das Präsidentenamt innehatte und für die vollkommene Isolation des Landes von den internationalen Kapitalmärkten während ihrer Amtsperiode verantwortlich zeichnet.
Kommende Wahlen verschrecken Anleger
Die letztlich ausschlaggebenden Wahlen werden am 27. Oktober abgehalten, aber derzeit sieht eine zweite Amtsperiode für Macri eher unwahrscheinlich aus. Diese Aussicht verschreckt die Anleger, da sie die Rückkehr zu einer unorthodoxen und populistischen Einstellung zum Markt sowie eine provokative Haltung dem IWF gegenüber unter einem Fernandez-Kabinett befürchten.
Die Anleihekurse am Sekundärmarkt fielen auf ein Niveau, welches Zahlungsunfähigkeit als fast sicheres Ereignis einkalkulierte.
Die weit verbreitete Angst im Markt macht es bereits beinahe unmöglich für Argentinien, sich am lokalen Kapitalmarkt zu refinanzieren. Dies veranlasste die Behörden dazu, eine verpflichtende Reprofilierung für in Kürze fällig werdende, lokale Schuldtitel zu verhängen.
Kein Schuldenschnitt
Darüber hinaus kündigte Macri an, eine „freundschaftliche und freiwillige Reprofilierung“ der Auslandsschulden Argentiniens anzustreben, dies allerdings ohne Schuldenschnitt („haircut“).
Auch verwies er auf die „Notwendigkeit“ von Gesprächen hinsichtlich der Rückzahlungsstruktur bestehender IWF-Kredite, womit er den Fonds – welcher das Macri-Kabinett bis dato nach Kräften unterstützt hat – womöglich vor den Kopf stoßen könnte. Fernandez ist konkrete Informationen bezüglich seiner Haltung zu derlei Maßnahmen bisher schuldig geblieben.
Dies ist von Relevanz, da es im Falle eines Wahlsiegs womöglich seinem Kabinett obläge, selbige in die Tat umzusetzen.
Erste Runde an Kapitalkontrollen
Über das Wochenende implementierten die argentinischen Behörden die erste Runde an Kapitalkontrollen, um dem Abfluss von Devisenreserven Einhalt zu gebieten.
Die Bedienung von Auslandsschulden ist bisher noch nicht von den Kontrollen betroffen.
Mittlerweile steht das Land bei den meiste Rating-Agenturen auf „Selective Default“ (d.h. teilweise, selektive Bedienung bzw. Nichtbedienug von Schulden). Solch eine Situation wird vermutlich zu einem Kreditereignis am CDS-Markt führen.
Es ist schwer abzuschätzen, ob die derzeitigen Preisniveaus ein Restrukturierungsergebnis exakt reflektieren, aber ceteris paribus sind wir unserer Meinung nach nahe an Verwertungsniveau.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.