Im Rahmen unserer jährlichen Pressekonferenz habe ich die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für das Anlagejahr 2017 zusammengetragen. Die wesentlichen Themen sind ein stärkeres globales Wirtschaftswachstum, ein Anstieg der Inflation und erhöhte Eventrisiken aus politischen Gründen.
Stärkeres Wachstum vor allem in den Schwellenländern
Für 2017 gehen wir von einem Anstieg des globalen Wirtschaftswachstums aus. Erstmals seit Jahren könnten die Schwellenländer wieder die Rolle als Wachstumslokomotive übernehmen. Unsere Einschätzung wird mit einem Ausblick auf weitere Zinssenkungen, die Erholung an den Rohstoffmärkten sowie günstigere Währungen vieler Schwellenländer unterstützt.
Die Inflation zieht global betrachtet leicht an
Nach Jahren in denen die Budgetkonsolidierung im Fokus der Politik stand, wird die Fiskalpolitik 2017 wieder expansiver erwartet. Donald Trump hat seinen Wahlkampf als erster Republikaner seit langem mit einem „Ausgabenprogramm“ bestritten und gewonnen. In Europa wächst die Kritik an der Austeritätspolitik und der wachsenden Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen.
Für die Inflation auch relevant: die sogenannte Output Gap – die Abweichung des realisierten Bruttoinlandsprodukts vom Produktionspotenzial – hat sich global betrachtet geschlossen. Zudem sind die Arbeitslosenraten weltweit rückläufig und die Rohstoffpreise deutlich gestiegen. Insgesamt ist damit das Deflationsthema vom Tisch, die Inflation sollte global betrachtet leicht ansteigen.
Erhöhte Eventrisiken durch Wahlen in großen Euro-Volkswirtschaften
Im Jahresverlauf könnten stärkere Kursschwankungen an den Märkten durch die schwierige politische Lage in Europa ausgelöst werden. Neben den diesjährigen Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sind auch Neuwahlen in Spanien und Italien nicht auszuschließen.
Anleihenmärkte: Positiver Ausblick für High-Yield-Anleihen
Positive Impulse an den Bondmärkten sollten aufgrund des prognostizierten Wachstums vor allem von Unternehmensanleihen mit spekulativem Rating aus dem Euro-Raum oder den Vereinigten Staaten (USA) ausgehen. Die Renditeaufschläge dürften das Zinsrisiko kompensieren. US-Unternehmen weisen zudem verbesserte Fundamentaldaten auf. Innerhalb der Anleihen bleibt die Einschätzung für Euro-Staatsanleihen weiterhin negativ, da das Risiko von Zinsanstiegen das Potenzial für Renditerückgänge überwiegt.
Aktienmärkte: Trumponomics belasten Lateinamerika
Trotz der politischen Risiken im Euro-Raum ist mit einer positiven Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten zu rechnen. Das Wirtschaftswachstum sollte wieder Fahrt aufnehmen. Insbesondere die Exportunternehmen werden vom schwächeren Euro profitieren. Eine Ausnahme bildet der britische Aktienmarkt, der unter den Folgen des Brexit leiden könnte. Auch für die lateinamerikanischen Aktienmärkte ist der Ausblick eher negativ. Nach einem starken Rebound in 2016 weisen sie nur noch wenig Potenzial für Kursteigerungen auf. Zudem erwarten wir negative Effekte durch den Kurs der neuen US-Regierung.
IT-Unternehmen profitieren vom starken Dollar
Auf Sektorenebene rechnen wir insbesondere mit einer positiven Entwicklung von IT-Unternehmen. IT-Unternehmen sind die Gewinner der Reflation: Sie sind günstig bewertet, weisen starkes Gewinnwachstum auf und profitieren vom starkem US-Dollar. Auch für Nicht-Basiskonsumgüter ist die Einschätzung positiv. Wir gehen von einer günstigen Konsumentenstimmung aus. Darüber hinaus besticht der Sektor durch hohe Profitabilität und robustes Wachstum. Für Basiskonsumgüter ist die Einschätzung hingegen negativ. Der Sektor ist hoch bewertet und weist zudem eine stark negative Korrelation zu den Zinssätzen auf, die im Laufe des Jahres steigen könnten. Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen bleiben Dividendentitel im Blickfeld vieler Investoren.
Lieber Herr Permoser, ich kann Ihren Aussagen über weite Strecken beipflichten. Ob für Lateinamerika und andere Schwellenländer durch Trump wirklich „Gefahr“ ausgehen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wie man sieht, war schon bisher das Gegenteil der Fall (siehe Brexit) und ein Engagement in Risikoinvestments der richtige Weg. Etwas gewundert hat mich bei Ihrer Einschätzung der „Eventrisiken“, dass Sie Österreich ausgeklammert haben. Es könnte durchaus sein, dass unser eigenes Land das erste sein wird, wo Neuwahlen ausgerufen werden! Vielleicht ist die Nichterwähnung dadurch zu erklären, dass Sie eine mögliche Neuwahl in Österreich nicht als Risiko, sondern als Chance einstufen, dass wir endlich eine Regierung bekommen, die durch ihre Politik mehr wirtschaftliche Dynamik zulässt und auch etwas für die Börse tut. In diesem Sinne kann es ja nur besser werden.
Wenn sich die Fundamentaldaten von US-Unternehmen in der Zukunft verbessern, kann ich ja gleich Aktien kaufen. Auch bei den High Yields sind ja die Spreads bereits zusammengelaufen und ob sie sich einem Renditeanstiegsdruck bei den Treasuries in den USA entziehen können, wird die Zukunft weisen. Mag sein, dass US-Aktien momentan relativ teuer erscheinen, aber wenn sich die Gewinne deutlich verbessern, dann wird das KGV wieder sinken.