Was ist während des Wochenendes passiert?
Die Märkte für Risikoanlagen präsentierten sich untertags am Freitag in guter Laune. Die europäischen Börsen lagen deutlich im Plus und der EuroStoxx 50 konnte um 3.8% zulegen.
In den USA drehte jedoch nach Börsenschluss in Europa die Stimmung und der US Leitindex S&P500 verlor im Tagesvergleich 4.5%. US und deutsche Staatsanleihen konnten als sichere Häfen wieder Zugewinne verbuchen.
Das Wochenende war wiederum dominiert von der Ankündigung fiskalpolitischer Maßnahmen:
- Das Weiße Haus in Washington gab bekannt knapp vor einer Einigung über ein Hilfspaket mit dem Kongress zu stehen. Dieses soll eine rekordverdächtige Summe von USD 2 Billionen umfassen, was ca. 10% der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA entspricht.
- Der deutsche Finanzminister Ola Scholz gab bekannt, ein Maßnahmenpaket in der Höhe von EUR 150 Mrd. zu planen, um die Wirtschaft vor den Folgen der Pandemie zu schützen. Damit scheint sich Deutschland nun auch endgültig von der schwarzen Null im Haushaltsbudget zu verabschieden.
Auch die Schritte zur Eindämmung des Virus gehen weltweit voran. In den USA wird etwa jeder fünfte Bürger heute zu Hause bleiben.
Die Bundesstaaten New York, New Jersey und Illinois ordneten an, dass so viele Arbeitnehmer wie möglich von zu Hause arbeiten sollen. Spanien und Italien erlebten am Wochenende ihren schwärzesten Tag seit Ausbruch der Pandemie.
Die Todesfälle in Spanien stiegen um 30% an und jene in Italien um 19%.
Was werden wir in den nächsten Tagen beobachten?
Wir haben in den letzten Wochen immer wieder über geld- und fiskalpolitische Maßnahmen berichtet. Heute wollen wir mit einem einfachen Beispiel die Wirkungskanäle dieser Pakete darstellen.
Als Beispiel hierfür soll uns eine kleine Stadt dienen, in der es ein Gasthaus, eine Tankstelle und eine Bankfiliale gibt.
Seit vergangener Woche bleibt das Gasthaus geschlossen. Der Besitzer des Restaurants ist zwar Eigentümer der Immobilien, hat aber vor einem Jahr einen Kredit aufgenommen, um den Innenraum des Restaurants zu sanieren.
Nun brechen ihm bis zur Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus alle Einnahmen weg. Dadurch kann sich der Gastwirt für den nächsten Monat die Rückzahlung des Kredits nicht mehr leisten. Dies würde auch bei der Bank zu einem notleidenden Kredit führen würde.
Da aber die Zentralbank der Bankfiliale im Rahmen eines Maßnahmenpakets liquide Mittel zur Verfügung stellt, kann die Bank die Kreditrate für das nächste Monat (oder wenn notwendig auch länger) aussetzten.
Der Eigentümer der Tankstelle sieht sich mit zwei Problemen gleichzeitig konfrontiert: einerseits ist der Ölpreis deutlich gefallen und andererseits brauchen seine Kunden weniger Sprit, da sie aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen weniger mit dem Auto fahren.
Da aber die Regierung ein Konjunkturpaket beschlossen hat, kann sich der Tankstellenbesitzer an eine staatliche Förderstelle wenden. Bei dieser kann er einen einen günstigen Kredit aufnehmen oder Zahlungen für Verdienstausfälle erhalten.
Somit ist im nächsten Monat sichergestellt, dass die Gehälter der Angestellten und die Pacht für die Tankstelle weiter bezahlt werden können.
Obwohl dies ein einfaches Beispiel ist, werden die Maßnahmenpakete in den nächsten Monaten für die globale Wirtschaft entscheidend sein. Wir werden diese Pakete und ihre Wirkungen weiterhin genau verfolgen.
FAZIT unseres Chef -Volkswirts Gerhard Winzer:
Eine erste spürbare Entspannung beziehungsweise Erholung bei den risikobehafteten Wertpapierklassen wie Aktien und Unternehmensanleihen wird es wohl erst dann geben, wenn ein Ende der Eindämmungsmaßnahmen absehbar und gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der Unterstützungsmaßnahmen hoch ist.
Unser Dossier zum Thema Coronavirus mit Analysen: https://blog.de.erste-am.com/dossier/coronavirus/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.