Erste Asset Management Investment Blog

Rezession, Inflation, Leitzinsen: Konjunkturausblick für das zweite Halbjahr

Rezession, Inflation, Leitzinsen: Konjunkturausblick für das zweite Halbjahr
Rezession, Inflation, Leitzinsen: Konjunkturausblick für das zweite Halbjahr
(c) unsplash
Beitrag teilen:

Die befürchtete Rezession ist bisher ausgeblieben und auch die Inflation ist im Fallen. Für risikobehaftete Wertpapiere, allen voran Aktien, bringt das zwar Unterstützung. Doch die Risiken bleiben nach unten gerichtet. Was könnte im zweiten Halbjahr auf die Märkte zukommen?

Wachstum

Positiv betrachtet deuten die meisten Indikatoren immerhin auf ein schwaches reales Wirtschaftswachstum in den entwickelten Volkswirtschaften (rund 1 % im Quartalsabstand und auf das Jahr hochgerechnet).

Auch die Schnellschätzungen der Einkaufsmanagerindizes für einige wichtige Volkswirtschaften zeichnen ein ähnliches Bild. Insgesamt waren die Berichte jedoch aus zwei Gründen enttäuschend:

  1. Der Fertigungssektor bleibt schwach – die Indikatoren deuten auf eine anhaltende Stagnation.
  2. Der Dienstleistungssektor zeigt Anzeichen einer Abkühlung – in den vergangenen Monaten hatte er das Wachstum noch gestützt.

Vor allem in der Eurozone fielen die Einkaufsmanagerdaten schwach aus. Bereits seit dem vierten Quartal 2022 stagniert die Region in dieser Hinsicht.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine unmittelbare Rezession niedrig ist, deuten die Indikatoren auf ein anhaltend niedriges Wachstum hin. Die nachlassende Dynamik im Dienstleistungssektor stellt dabei ein weiteres Risiko dar.

„Technische“ vs. „Echte“ Rezession

Der Leading Economic Index, ein wichtiger Indikator für das Wachstum in der US-Wirtschaft, lieferte zuletzt Hinweise auf ein Schrumpfen des Bruttoinlandprodukts (BIP). Eine Stagnation beziehungsweise sogar eine leichte BIP-Schrumpfung für ein paar Quartale wäre jedoch noch keine „echte“ Rezession. Hierbei sprechen manche von einer „technischen“ Rezession.

Im Gegensatz dazu wäre eine „echte“ Rezession eine starke und anhaltende Verschlechterung auf breiter Basis. Rückgänge bei den Unternehmensgewinnen führen zu niedrigeren Investitionen und einer geringeren Beschäftigung. Damit sinkt das Einkommen, wodurch wiederum der Konsum reduziert wird. Eine Abwärtsspirale ist in Gang gesetzt. Dieses Umfeld ist erfahrungsgemäß der Hauptfeind von Aktien.

Geldpolitik

Rezessionen können zahlreiche Ursachen haben. Aktuell steht jedoch die restriktive Geldpolitik der Zentralbanken im Zentrum. Die vergangenen und die zukünftigen Leitzinsanhebungen wirken erst mit einer Zeitverzögerung dämpfend auf das Wachstum. Die Dauer und Stärke dieses Effekts sind ungewiss.

Noch unsicherer ist die Wirkung auf die Inflation. Die Vergangenheit zeigt allerdings, dass eine restriktive Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation des Öfteren eine Rezession ausgelöst hat.

Inflation

Der nur langsame Rückgang der Inflation hat in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass die Zentralbanken ihre Inflationserwartungen nach oben geschraubt haben. Damit im Einklang wurden auch die Anleitungen für die zukünftigen Leitzinsen, die sogenannte Forward Guidance, erneut nach oben genommen.

In der kommenden Woche wird in der Eurozone die Schnellschätzung der Konsumentenpreisinflation für den Monat Juni veröffentlicht. Die Schätzung für die Kerninflationsrate, also ohne die traditionell schwankungsfreudigen Komponenten Nahrungsmittel und Energie, liegt bei 5,5% im Jahresabstand, nach 5,3% im Mai.

Leitzinsen

Auch aufgrund der höheren Inflationserwartungen sind weitere Leitzinsanhebungen in der Eurozone wahrscheinlich. Aktuell werden am Markt weitere 50 Basispunkte in diesem Jahr erwartet. Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB wäre dann bei 4,5%.

Die Bank of England im Vereinigten Königreich überraschte zuletzt mit einem kräftigen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte auf 5%. Zuvor war Inflation im Mai mit 8,7% im Jahresabstand überraschend hoch ausgefallen. Mittlerweile reflektieren die Marktpreise bis Jahresende weitere Anhebungen um mehr als einen Prozentpunkt.

Die wichtigste Zentralbank der Welt, die Fed, bleibt im Kampf gegen die Inflation ebenso hawkish. Die US-amerikanische Zentralbank hat zwar im Juni zum ersten Mal in diesem Zinszyklus die Leitzinsen unverändert belassen. Das obere Band für den Leitzinssatz beträgt derzeit 5,25%. Damit soll aber lediglich der Zinsanhebungspfad gestreckt werden. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat in seinen halbjährlichen Reden vor Ausschüssen im Kongress weitere Leitzinsanhebungen in den Raum gestellt.

Die Inflationsraten fallen, liegen aber weiterhin deutliche über dem Ziel der Zentralbanken.

Entwicklung der vergangenen 10 Jahre / Daten vom 28.06.2023

Die befürchtete Rezession blieb bisher aus und auch die Inflationsraten fallen langsam. Der Chart zeigt die Inflation der vergangenen 10 Jahre in den USA, in der Eurozone und im Vereinigten Königreich.

Quelle: Refinitiv Datastream; Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Sollte sich die Inflation über dem Zentralbankziel von 2% stabilisieren, beispielsweise bei 3%, könnten die Gründe dafür struktureller Natur sein. Der demographische Wandel bedeutet einen engen Arbeitsmarkt und der Klimawandel sowie die geostrategischen Spannungen implizieren eine höhere Investitionstätigkeit. Der mögliche produktivitätssteigernde Effekt neuer Technologien, allen voran künstliche Intelligenz, ist noch offen.

Möglich ist, dass die Zentralbanken entweder implizit oder explizit die höhere Inflation akzeptieren. Die Folge wäre, dass sie nicht andauernd eine restriktive Politik verfolgen. Solange die Inflation dann wenig um den neuen Wert schwankt, wäre das eine günstiges Szenario für den Finanzmarkt.

Fazit

Zwar ist die Wahrscheinlichkeit für eine unmittelbare Rezession niedrig. Allerdings wäre es mutig davon auszugehen, dass die Inflation ohne „Schmerzen“ weiter in Richtung dem Zentralbankziel von 2% fällt.

Aber auch eine Stagnation beziehungsweise eine technische Rezession würde wahrscheinlich keine besonders negativen Folgen für die Finanzmärkte haben.

Das wichtigste Bedrohungsszenario für die Märkte ist weiterhin die restriktive Geldpolitik der Zentralbanken. Diese könnte die Nachfrage so weit dämpfen, bis eine Rezession ausgelöst wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist unbequem hoch.

Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

REAGIEREN SIE AUF DEN ARTIKEL

WICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung. Sofern nicht anders angegeben, Datenquelle Erste Asset Management GmbH. Die Kommunikationssprache der Vertriebsstellen ist Deutsch und jene der Verwaltungsgesellschaft zusätzlich auch Englisch.

Der Prospekt für OGAW-Fonds (sowie dessen allfällige Änderungen) wird entsprechend den Bestimmungen des InvFG 2011 idgF erstellt und veröffentlicht. Für die von der Erste Asset Management GmbH verwalteten Alternative Investment Fonds (AIF) werden entsprechend den Bestimmungen des AIFMG iVm InvFG 2011 „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ erstellt.

Der Prospekt, die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ sowie das Basisinformationsblatt sind in der jeweils aktuell gültigen Fassung auf der Homepage www.erste-am.com jeweils in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar und stehen dem/der interessierten Anleger:in kostenlos am Sitz der jeweiligen Verwaltungsgesellschaft sowie am Sitz der jeweiligen Depotbank zur Verfügung. Das genaue Datum der jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts, die Sprachen, in denen das Basisinformationsblatt erhältlich ist, sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente, sind auf der Homepage www.erste-am.com ersichtlich. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage www.erste-am.com/investor-rights abrufbar sowie bei der Verwaltungsgesellschaft erhältlich.

Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb von Anteilscheinen im Ausland getroffen hat, unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wieder aufzuheben.

Hinweis: Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das schwer zu verstehen sein kann. Bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, empfehlen wir Ihnen, die erwähnten Fondsdokumente zu lesen. Diese Unterlagen erhalten Sie zusätzlich zu den oben angeführten Stellen kostenlos am jeweiligen Sitz der vermittelnden Sparkasse und der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG. Sie können die Unterlagen auch elektronisch abrufen unter www.erste-am.com.

Wichtig: Die im Basisinformationsblatt angeführten Performance-Szenarien beruhen auf einer Berechnungsmethodik, die in einer EU-Verordnung vorgegeben ist. Die künftige Marktentwicklung lässt sich nicht genau vorhersagen. Die dargestellten Performance-Szenarien zeigen nur mögliche Erträge auf, basieren dabei aber auf den Erträgen in der jüngeren Vergangenheit. Die tatsächlichen Erträge könnten niedriger ausfallen als angegeben.

Unsere Analysen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Merkmale unserer Anleger:innen hinsichtlich des Ertrags, der steuerlicher Situation, Erfahrungen und Kenntnisse, des Anlageziels, der finanziellen Verhältnisse, der Verlustfähigkeit oder Risikotoleranz.

Bitte beachten Sie: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Eine Veranlagung in Wertpapieren birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Der Wert von Anteilen und deren Ertrag können sowohl steigen als auch fallen. Auch Wechselkursänderungen können den Wert einer Anlage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile weniger als den ursprünglich angelegten Betrag zurückerhalten. Personen, die am Erwerb von Investmentfondsanteilen interessiert sind, sollten vor einer etwaigen Investition den/die aktuelle(n) Prospekt(e) bzw. die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“, insbesondere die darin enthaltenen Risikohinweise, lesen. Ist die Fondswährung eine andere Währung als die Heimatwährung des/der Anleger:in, so können Änderungen des entsprechenden Wechselkurses den Wert der Anlage sowie die Höhe der im Fonds anfallenden Kosten - umgerechnet in die Heimatwährung - positiv oder negativ beeinflussen.

Wir dürfen dieses Finanzprodukt weder direkt noch indirekt natürlichen bzw. juristischen Personen anbieten, verkaufen, weiterverkaufen oder liefern, die ihren Wohnsitz bzw. Unternehmenssitz in einem Land haben, in dem dies gesetzlich verboten ist. Wir dürfen in diesem Fall auch keine Produktinformationen anbieten.

Zu den Beschränkungen des Vertriebs des Fonds an amerikanische oder russische Staatsbürger entnehmen Sie die entsprechenden Hinweise dem Prospekt bzw. den „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“.

In dieser Mitteilung wird ausdrücklich keine Anlageempfehlung erteilt, sondern lediglich die aktuelle Marktmeinung wiedergegeben. Diese Mitteilung ersetzt somit keine Anlageberatung und berücksichtigt weder die Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen, noch unterliegt sie dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Die Unterlage stellt keine Vertriebsaktivität der Verwaltungsgesellschaft dar und darf somit nicht als Angebot zum Erwerb oder Verkauf von Finanz- oder Anlageinstrumenten verstanden werden.

Die Erste Asset Management GmbH ist mit den vermittelnden Sparkassen und der Erste Bank verbunden.

Beachten Sie auch die „Informationen über uns und unsere Wertpapierdienstleistungen“ Ihres Bankinstituts.

Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.