Für einige Zeit gültig: Erhöhte Rezessionsrisiken und restriktive Geldpolitik

Für einige Zeit gültig: Erhöhte Rezessionsrisiken und restriktive Geldpolitik
Für einige Zeit gültig: Erhöhte Rezessionsrisiken und restriktive Geldpolitik
(c) iStock
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Die Zentralbanken möchten ihr langfristiges Inflationsziel von 2% erreichen. Darum erhöhen sie die Leitzinsen und vollziehen eine restriktive Geldpolitik. Die höheren Leitzinsen werden das Wirtschaftswachstum schwächen und damit auch den Arbeitsmarkt. Ob das Inflationsziel ohne Rezession erreicht werden kann, oder ob es ein „Soft landing“ gibt, wird derzeit heftig diskutiert.

Schwaches Wachstum und erhöhte Rezessionsrisiken

Die Wirtschaftsindikatoren deuten auf globaler Ebene auf ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes unter dem Potential hin („Subpar-Growth“). In der vergangenen Woche waren die wichtigsten Berichte die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Monat August für ausgewählte Länder in den entwickelten Volkswirtschaften. Alle Länder (USA, Eurozone, Japan, UK, Australien) und Sektoren (Fertigung, Dienstleistung) zeigten Rückgänge. Die aggregierte Output-Komponente deutet mit einem Wert von 47,3 auf ein schwaches Wachstum hin. Besorgniserregend ist vor allem der fallende Trend der aggregierten Output-Komponente und die schwachen Nachfragekomponenten im Fertigungssektor (Neuaufträge bei 46,7, Exportaufträge 45,7). Die Rezessionsrisiken bleiben damit erhöht.

Fallende Inflationsraten zeichnen sich ab – leider nicht in Europa

Auf der positiven Seite fällt in den PMI-Berichten die weitere Verkürzung der Lieferzeitung und der weitere Rückgang der Verkaufspreise auf. Der pandemiebedingte Inflationsdruck nimmt mithin weiter ab. Darüber hinaus hat auch der rohstoffpreisinduzierte Inflationsdruck etwas abgenommen. Vor allem die Rohstoffpreise für Nahrungsmittel, Industriemetalle und Rohöl befinden sich deutlich unter den Niveaus im ersten Halbjahr. Vor allem deshalb zeichnen sich auf globaler Ebene für das zweite Halbjahr niedrigere Inflationsraten im Monatsabstand im Vergleich zum ersten Halbjahr ab.

Sehr hohe Gas- und Stromreise belasten Europa inflationsseitig und konjunkturell

Dieser positiven Entwicklung stehen jedoch einige negative Faktoren gegenüber. In Europa sind die Preise für Erdgas und Strom dramatisch angestiegen. Der TTF Natural Gas Futures Contract ist bis Freitag auf 339 EUR / MWh angestiegen. Anfang Juni lag der Wert bei 90 Euro. In Deutschland ist der Strompreis auf 929 EUR / MHh angestiegen. Anfang Juni: 240 Euro. In Europa fällt im Unterschied zu den anderen Regionen der Inflationsdruck nicht. Am Mittwoch wird die vorläufige Konsumentenpreisinflation für den Monat August veröffentlicht. Bloomberg-Schätzung: 9% im Jahresabstand nach 8,9% im Vormonat. Diese starken Preisschocks haben die Rezessionswahrscheinlichkeit für Europa sehr stark ansteigen lassen. Anhaltende Mengenbeschränkungen bei Erdgas würden die wirtschaftliche Kontraktion nochmals verstärken.

Einbruch des Immobilienmarktes in China

In China drücken einige nachteilige Entwicklungen auf die wirtschaftliche Aktivität. Die globale Güternachfrage lässt nach, die Nulltoleranzpolitik gegenüber Neuinfektionen behindert die Erholung nach dem lockdowninduzierten Einbruch im 2. Quartal und der Immobilienmarkt bricht ein. Zum Beispiel lagen die Wohnungsbaubeginne im Juli um 45 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Aus diesem Grund werden von den offiziellen Stellen wirtschaftsunterstützende Maßnahmen vorgenommen. Die Zentralbank (People‘s Bank of China) hat die Leitzinsen gesenkt und die Regierung hat Stimulierungsmaßnahmen im verlautbart. Das Gesamtausmaß von rund 1,5 Billionen Yuan (1,2% vom BIP) seit Juni kann jedoch wahrscheinlich den Wirtschaftsabschwung nicht stoppen, sondern nur bremsen. Für dieses Jahr wird für das reale Wirtschaftswachstun nur noch einen Wert von rund 3% veranschlagt. Für China ist das ein sehr niedriger Wert. Eine fallende Importnachfrage ist davon eine unmittelbare Auswirkung. Das ist bereits an rückläufigen Werten bei den Exporten und der Fertigung in Länder wie Taiwan, Singapur und Südkorea sowie den gefallenen Preisen für Industriemetalle zu sehen.

Strukturell Inflation über dem Zentralbankziel

Einige Argumente sprechen dafür, dass die Inflationsraten auf die lange Sicht über dem Zentralbankziel bleiben. Der Trend zur Fragmentierung der Lieferketten (Deglobalisierung) erhöht die Kosten und in immer mehr Ländern fällt die arbeitsfähige Bevölkerung. Letzteres bedeutet einen strukturell engen Arbeitsmarkt und einen Druck für höhere Löhne. Auf die lange Sicht ist es eine wesentliche Frage, wie die Zentralbanken mit einer strukturellen Inflation umgehen werden, gegen die sie wenig unternehmen können. Im Basisszenario werden sie Werte akzeptieren, die nur etwas über dem Zentralbankziel liegen (2% – 3%). Denn die Alternative wäre eine anhaltend restriktive Geldpolitik.

Restriktive Zinspolitik für einige Zeit

Davon ist jedoch das aktuelle Inflationsproblem zu unterscheiden. Das wohl wichtigste Ereignis in der vergangenen Woche war die Rede vom Fed-Vorsitzenden Powell im Rahmen des jährlichen Jackson Hole Economic Symposium, das von der Federal Reserve Bank of Kansas City veranstaltet wird. Die Hauptbotschaft war, dass „für einige Zeit“ mit einer restriktiven Politik gerechnet werden müsse. Das bedeutet: Auch wenn sich das Wirtschaftswachstum abschwächt, sollte nicht mit Leitzinssenkungen gerechnet werden, solange das Inflationsproblem hoch bleibt.

1970er und 1980er als Referenz

Denn die Zentralbank hat die Verantwortung für eine stabil niedrige Inflation. Wenn die Inflation zu einem wichtigen Thema wird, kann das Inflationsregime leicht von „niedrig“ auf „hoch“ springen. Die langfristigen Inflationserwartungen steigen an und der Zusammenhang zwischen vergangener und aktueller Inflation nimmt zu (Persistenz). Wenn sich die Persistenz wie in den 1970ern verfestigt, ist eine besonders restriktive Politik nötig, um diese zu brechen. Schlussendlich wären die negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt größer, als wenn unmittelbar auf das Risiko einer anhaltend erhöhten Persistenz reagiert wird.

Zusammengefasst möchte die US-amerikanische Zentralbank das Inflationsziel von 2% damit erreichen, indem sie ein Umfeld „für einige Zeit“ herstellt, dass mit höheren (restriktive) Leitzinsen, schwächerem Wirtschaftswachstum (unter dem Potential) und einem schwächeren Arbeitsmarkt (höhere Arbeitslosenrate) beschrieben werden kann. Ob dies ohne Rezession (Soft Landing) erreicht werden kann, wird derzeit heftig diskutiert. Jedenfalls erwarten bekannte Ökonomen wie Lawrence Summers Fed-induziert eine ansteigende Arbeitslosenrate (und eine Rezession).

PS: Home Office Music: Rolf Kühn, Yellow + Blue

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