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Kann Indien aus Chinas Schatten treten?

Kann Indien aus Chinas Schatten treten?
Kann Indien aus Chinas Schatten treten?
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Seit mehreren Jahren ist Indien eine der schnellst wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Im Wirtschaftsvergleich mit dem Schwergewicht China in den Emerging Markets lässt sich seit 2015 ein höheres Wachstum beobachten. Allgemein wird erwartet, dass Indien auch in den kommenden Jahren sein Wachstum bei 7% halten kann, während sich bei China eine Abschwächung auf unter 6% abzeichnet.

Indien

Quelle: Bloomberg; Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Im Rahmen des Wahlkampfes für die im Frühjahr abgehaltenen Parlamentswahlen wurden die wirtschaftlichen Erwartungen des Landes in einem globalen Vergleich deutlich gemacht: Der damals amtierende Finanzminister des Landes prognostizierte den Aufstieg Indiens bis 2030 zur drittgrößten Wirtschaftsnation (mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 10Billionen USD) hinter den USA und China. Die hohen Erwartungen ziehen Investoren aus aller Welt an, der Aktienmarkt in Bombay boomt. Aber kann die Volkswirtschaft die hohen Erwartungen auch erfüllen oder wird Indien der sogenannte „ewige Hoffnungsträger“ bleiben? Eine der größten Herausforderungen Indiens besteht in der Schaffung von vorteilhaften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der föderale Staatsaufbau begünstigte historisch die Entstehung von unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – jeder Bundesstaat hat eigene Gesetze und eine eigene Wirtschaftspolitik. Diese unterschiedlichen Gesetze in Kombination mit einer starken Überregulierung des privatwirtschaftlichen Sektors und hoher Bürokratie schreckten Investoren ab. China hingegen investierte in Infrastruktur und das Land kontrolliert Schritt für Schritt in Richtung Marktwirtschaft. Die Konsequenz könnte kaum deutlicher sein: Während vor rund 30 Jahren China und Indien ein ähnliches BIP / Einwohner aufwiesen, ist jenes von China heute rund dreieinhalbmal so groß.

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Quelle: Weltbank Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Genau diese Tatsache erhob Nanedra Modi zum Kernpunkt seines Wahlkampfes für die Parlamentswahlen im Jahr 2014. Er versprach Veränderungen mithilfe der Umsetzung von überfälligen Reformen und setzte sich für eine effiziente, wachstumsorientierte Regierungsführung ein mit dem Ziel der nationalen Vereinheitlichung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Damit traf Modi den Zeitgeist der reformwilligen Bevölkerung, und so setzte sich bei der Wahl erstmals seit 30 Jahren eine Partei mit einer absoluten Mehrheit an Parlamentssitzen durch. Seine erste Regierungsperiode 2014 – 2019 nutzte Premierminister Modi um unter dem Schlagwort „Make in India“ verbesserte Rahmenbedingungen für ein kompetitives Wirtschaftsumfeld zu schaffen.

Erleichterung der Kreditvergabe

Um den Handel über die Bundesstaaten hinweg zu erleichtern, vereinfachte und vereinheitlichte er das nationale Umsatzsteuer-System. Zahlreiche bestehende Investitionsbeschränkungen wurden aufgehoben, die rechtlichen Anforderungen zur Gründung von Unternehmen minimiert. Die Vergabe von Krediten – insbesondere durch ausländische Finanzinstitute wurde erleichtert. Eine wesentliche Unterstützung für das angeschlagene indische Bankensystem war die Einführung eines beschleunigten Insolvenzverfahrens; zuvor war die Fälligstellung und Verwertung notleidender Kredite nur sehr langsam möglich gewesen. Zusätzlich gab es für notleidende Banken staatliche Eigenkapitalzuschüsse.

Die Bekämpfung der Schattenwirtschaft, welche durch die Weltbank auf einen Anteil am BIP von rd. 20% geschätzt wurde, wurde mit einer rigorosen Demonetisierungspolitik angegangen. Dabei wurden bestimmte Banknoten (86% der im Umlauf befindlichen Geldmenge bzw. 12% des indischen BIP) für ungültig erklärt und der Umtausch stark limitiert. Auch andere Fundamentaldaten verbesserten sich signifikant: Die indische Zentralbank konnte die Inflation stabilisieren, zudem reduzierte sich das staatliche Budgetdefizit auf unter 4% des BIP.

Das Ergebnis der Reformen ist eindeutig: Im „Doing-Business-Index” der Weltbank, welcher das regulatorische Umfeld in einem Land für unternehmerisches Handeln misst, schaffte Indien binnen fünf Jahren den Sprung von Rang 134 auf Rang 77.

Die größte ökonomische Herausforderung

Eine große ökonomische Herausforderung bleibt jedoch die Arbeitslosigkeit, welche trotz des hohen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Hier bestünden Möglichkeiten zu einer verbesserten Potenzialausnutzung im verarbeitenden Sektor. Im Gegensatz zum Dienstleistungssektor sind bei der Industrieproduktion keine hohen Wachstumsraten erkennbar. Im Zeitverlauf ist auch hier ein deutlicher Unterschied zur Entwicklung in China zu erkennen. Die Überregulierung der Privatwirtschaft wird in diesem Zusammenhang als einer der Hauptgründe für das zögerliche Wachstum in der Industrie angeführt. Vor allem größere Unternehmen sind mit umfangreichen Vorschriften konfrontiert, nachhaltiges Wachstum in der Industrieproduktion wird so deutlich erschwert.

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Quelle: Weltbank Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Nicht zuletzt wurde die Entwicklung der Arbeitslosenrate als eine der größten Schwächen in der ersten Amtszeit von Premierminister Modi wahrgenommen. Allen Reformbemühungen und -Umsetzungen zum Trotz entwickelte sich die Arbeitslosenrate gegenteilig und stieg an. Als Konsequenz dieser Entwicklung rechneten Beobachter vor den Parlamentswahlen im Frühjahr 2019 mit deutlichen Stimmverlusten für Premierminister Modi und seiner Bharatiya Janata Partein (BPJ). Umso überraschender fiel das Wahlergebnis aus: Premierminister Modi konnte nicht nur die absolute Mehrheit im Parlament verteidigen, sondern auch zusätzliche Parlamentssitze erlangen.

Land-Reform und Modernisierung

Es wird erwartet, dass die zweite Amtszeit von Premierminister Modi den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Industrieproduktion legen wird. Dieser Bereich umfasst neben einer Modernisierung der (teilweise prohibitiven) Arbeitsmarktgesetze insbesondere auch die sog. Land-Reform, welche den Erwerb von Grundstücken für die Errichtung von Industrieanlagen neu regeln soll. Ein weiteres Kernstück der Reformen der zweiten Amtszeit wird die schrittweise Privatisierung von Staatsunternehmen sein. Dieser längst überfällige Schritt würde eine raschere Modernisierung von zentralen Infrastruktur-Projekten (z.B. Eisenbahnsektor) des Landes mithilfe von privaten Investoren ermöglichen. Daneben sollten auch Beschränkungen für ausländische Investoren in Bezug auf die Beteiligungshöhe an Unternehmen in ausgewählten Sektoren reduziert werden.

Vieles deutet darauf hin, dass der Wille zu tiefgreifenden Reformen in Regierung und Gesellschaft gleichermaßen vorhanden ist. Der politische Rahmen erscheint nicht zuletzt aufgrund der parlamentarischen Mehrheitsverteilung günstig und somit könnten auch gesellschaftlich umstrittene Reformen umgesetzt werden. Wenn externe Faktoren wie die Entwicklung des Öl-Preises sowie der Wechselkurs zum US Dollar keine nachteilige Entwicklung zeigen, hätte Indien realistische Chancen den Status als „ewigen Hoffnungsträgers“ abzuschütten und sich global als starke Volkswirtschaft zu etablieren.

Wie wird die Liberalisierung des Kapitalmarktes genutzt?

Seit der Liberalisierung des indischen Kapitalmarktes nutzen immer mehr Unternehmen die Möglichkeit zu internationalen Emissionen. Dabei werden nicht nur „klassische“ Unternehmensanleihen begeben sondern auch Wandelanleihen in Euro und US Dollar. Obwohl Staatsanleihen den indischen Bond-Markt immer noch stark dominieren, wird der Anteil von Unternehmensanleihen immer größer. Im Hartwährungs-Unternehmensanleihen-Index von J.P.Morgan hält Indien derzeit einen Anteil von 4,5%, wovon mehr als 65% der inkludierten Anleihen über ein Investment Grade-Rating verfügen. Generell ist die Liquidität der Anleihen sehr gut und ermöglicht ein aktives Management der Investments. Zusätzlich bietet Indien aktuell einen  Aufschlag in der Bewertung (höheren Risikoaufschlag) gegenüber vergleichbaren Unternehmen in China und anderen asiatischen Ländern. In kommenden Jahren ist daher nicht nur von einem wachsenden (Emissions-)Markt auszugehen sondern auch von weiterhin interessanten Investmentmöglichkeiten.

Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

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