Der starke US-Dollar und die Türkei

Der starke US-Dollar und die Türkei
Der starke US-Dollar und die Türkei
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In der Türkei spielen Währungsschwankungen eine große Rolle. Auch der Mann von der Straße weiß, was es bedeutet, wenn eine Währung abwertet. So passiert es immer wieder während einer Taxifahrt, dass man in eine intensive volkswirtschaftliche Diskussion mit dem Taxifahrer über den US-Dollar und die türkische Lira gerät. Die türkische Bevölkerung hat mehr als eine Währungskrise in der Vergangenheit erlebt und gelernt, mit einem starken US-Dollar umzugehen.

Unternehmen sind ebenfalls an Fremdwährungsschwankungen gewohnt. Für die Türkei als stark außenorientiertes Land – mit einer hohen Import- und Exportleistung – hat die Abwertung der türkischen Lira jedoch negative Auswirkungen auf unternehmens- als auch volkswirtschaftlicher Ebene.

Nach einer relativ stabilen Phase der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar neigte die Währung in den letzten Monaten zur Schwäche. Folgende Faktoren sind dafür verantwortlich:

  • Die Kommentare des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Bezug auf die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank
  • Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (Quantitative Easing)
  • Turbulenzen aufgrund eines möglichen Austritts Griechenlands aus dem Euro
  • Zinserhöhungserwartungen seitens der US-amerikanischen Federal Reserve

 
Entwicklung Türkische Lira im Vergleich zum US-Dollar und Euro
 

Quelle: Türkische Nationalbank, Erste Asset Management

Quelle: Türkische Nationalbank, Erste Asset Management


 
In diesem Jahr fiel der Wert der türkischen Lira um 11% gegenüber dem US-Dollar und um 6% gegenüber dem Durchschnitt aller Währungen aus den Schwellenländern.
Was bedeutet der starke US-Dollar für die türkische Volkswirtschaft? Er trifft die Haushalte, den öffentlichen Sektor und die Unternehmen sehr unterschiedlich:

  1. Haushalte: Um den negativen Einfluss auf Mikro-Ebene einzuschränken, hat der Regulator Fremdwährungskredite auf Konsumdarlehen bereits im Jahr 2008 verboten. Da es hier keine Fremdwährungsverbindlichkeiten gibt, sind die Risiken im Konsumsegment begrenzt. Konsumenten verfügen über ca. 95 Mrd. US-Dollar an Fremdwährungs-Guthaben (40% der gesamten Spareinlagen). Für Besitzer von US-Dollar-Einlagen bedeutet der starke Dollar einen positiven Vermögenseffekt.
  2. Finanzsektor: Der türkische Bankensektor hat keine wesentliche Fremdwährungsposition und kann Zinsänderungen weitergeben. Deshalb ist das Risiko in Bezug auf die Währung auch hier begrenzt. Der Finanzsektor wird wesentlich stärker von Zinsänderungsrisiken beeinflusst.
  3. Unternehmen: Die Verschuldung des Unternehmenssektors in Fremdwährungen ist über die letzten Jahre angestiegen. Die Diskrepanz in den Bilanzen auf der Währungsseite beträgt rd. 180 Mrd. US-Dollar. Mehr als die Hälfte dieser Summe ist langfristig finanziert. Eine offene Währungsposition macht türkische Unternehmen anfällig für die Lira-Abwertung und kann in manchen Fällen zu Liquiditätsproblemen führen und die Exportleistung negativ beeinflussen.
  4.  
    Unternehmens-Netto-Fremdwährungsposition in % zum BIP (Nicht-Finanz-Sektor)

    Quelle: Türkische Nationalbank, Erste Asset Management

    Quelle: Türkische Nationalbank, Erste Asset Management


     
    Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Abwertung der Lira für Exportunternehmen von Vorteil ist. Allerdings hängt die exportorientierte Industrie, die rd. 180 Mrd. US-Dollar an Zwischenprodukten herstellt, sehr stark von Importen ab, die wiederum die Exporte verteuern.

  5. Einfluss auf Makro-Zahlen: Im Verhältnis zum BIP schwanken die US-Dollar-Verbindlichkeiten der Türkei um die 40%, was im Vergleich zu anderen Schwellenländern relativ gering ist. Dennoch trifft die schwache türkische Lira jene Verbindlichkeiten, die kurzfristig in US-Dollar refinanziert werden sollen, sowie das laufende Leistungsbilanzdefizit. Der Refinanzierungsbedarf der Türkei beträgt im laufenden Jahr laut türkischer Zentralbank ca. 184 Mrd. US-Dollar. Ungefähr 86 Mrd. US-Dollar davon stammen aus dem privaten Sektor, wobei diese Summe in der Vergangenheit problemlos refinanziert werden konnte.

Fazit:

Die türkische Lira könnte sich im zweiten Quartal 2015 gegenüber dem US-Dollar etwas stabilisieren. Dennoch: die veröffentlichten volkswirtschaftlichen Daten deuten auf ein erhöhtes Risiko für Inflation und Wirtschaftswachstum hin. Beides könnte den Druck auf die türkische Zentralbank erhöhen, auf der Zinsseite Maßnahmen zu ergreifen. In Kombination mit den bevorstehenden türkischen Parlamentswahlen am 7. Juni 2015 und einer möglichen Straffung der Geldpolitik in den USA bedeutet das für die türkische Lira höhere Volatilität über eine längere Phase hinweg.
 

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