Wie man vom steigenden Ölpreis profitieren kann
Wenn über den Ölpreis gesprochen wird, denken die meisten Menschen an den Diesel – bzw. Benzinpreis an der Tankstelle. Kein Wunder, wird dieser doch laufend angepasst – eine deutliche Erhöhung des Ölpreises spürt somit jeder Autofahrer am eigenen Geldbeutel. Man denke nur zurück an die Ölpreiskrise der 70er-Jahre und die damit einhergehenden, staatlich verordneten autofreien Tage.
Auch heute wird Erdöl noch immer großteils für den Transport verwendet, 2017 waren es laut Barclays Research immer noch über die Hälfte des weltweiten Verbrauchs, davon 25% für LKWs, 22% für PKWs und 13% für sonstige Transporte – hierzu zählen vor allem die Schiffsfahrt und Luftfahrt. Doch Erdöl wird auch für die Herstellung von Plastik, Dünger, Klebstoffe bis hin zu Pharmazeutika und Textilien verwendet, dazu kommen die industrielle Produktion und Energieversorgung.

Source: Barclays Resarch, EAM. „Sonstige“ beinhaltete Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Transformation und andere Nicht-Energie-Verwendung
Und auch wenn sich die Zusammensetzung des Erdölverbrauchs in den nächsten Jahren ändern wird, man denke nur an den Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto, wird die Nachfrage nach Öl in den nächsten Jahren weiterhin wachsen – getrieben vor allem durch das Wachstum in Schwellenländern. Doch wie wirkt sich das alles kurzfristig auf den Benzinpreis aus? Hier stehen vor allem 3 Themen im Vordergrund: Nachfrage, Angebot und langfristige Trends.
INFO:
Der momentane Ölbedarf der Welt liegt bei ca. 100 Millionen Barrel pro Tag. Der Begriff Barrel kommt aus dem englischen und bedeutet „Fass“, ein Barrel sind 158.99 Liter. |
Die Wachstums-Frage
Man merkt, dass Erdöl mittlerweile tief in die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungskette eingebunden ist – wenn die Weltwirtschaft stockt, wird weniger produziert und es werden weniger Waren transportiert. Dementsprechend stark hat der Erdölpreis auch auf Ausweitungen der USA Strafzölle gegen China und die zusätzliche Einführung von Strafzöllen gegen Mexiko reagiert. Seit den Ankündigungen der zusätzlichen Strafzölle gegen China haben die beiden Öl-Benchmarks WTI und Brent jeweils knapp 15% verloren.
INFO:
Brent und WTI sind zwei wichtigsten Erdöl-Sorten. Brent wird in Europa, genauer in der Nordsee (Brent-Ölfeld) gefördert. WTI steht für „West Texas Intermediate“ und steht für den Preis für Rohöl aus den USA. In der Vergangenheit wurde WTI aufgrund der besseren Rohöl-Eigenschaften leicht teurer als Brent gehandelt. Durch den Schiefergasboom in den USA hat sich dies allerdings gedreht, momentan wird ein Barrel Brent um ca. 10$ teurer als ein Barrel WTI gehandelt. |

Source: EAM, Thomson Reuteres Eikon, Datastream
Der Markt hatte zuvor erwartet, dass die Verhandlungen zwischen den USA und China gut verlaufen und es bald zu einer Einigung kommen wird. Die zusätzliche Ankündigung der Ausweitung von Strafzöllen auf mexikanische Produkte gießt zusätzliches Öl ins Feuer – es scheint als würden die USA einen langfristigen Konflikt an mehreren Fronten nicht scheuen.
Ein solcher langanhaltender Handelskrieg wirkt sich entsprechend negativ auf die Weltwirtschaft aus, zusätzlich haben einige Früh-Indikatoren, insbesondere in den USA und Europa enttäuscht. Beides hat sich in den Erwartungen des künftigen Wachstums und somit auch in den Ölpreisen niedergeschlagen. Dies ist auch der Grund warum man momentan wieder billiger tanken kann als noch vor einem Monat.
Langfristig bewegt sich der Ölpreis in einem gewissen Korridor. Bei sehr hohen Preisen wird die Förderung erhöht – das senkt den Preis. Bei sehr niedrigen Preisen werden Kapazitäten zurückgefahren und das Angebot gesenkt – daraufhin steigt der Preis. Der langfristige Durchschnittspreis von Der Erdölsorte WTI liegt bei ca. 60 USD
Die (Öl-)Welt im Umbruch
Die Nachfrage ist nur eine Seite des Ölpreises – der Markt wird auch stark von der Angebots-Seite geprägt. In der Vergangenheit konnte die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), in welcher Saudi Arabien als Erster unter Gleichen den Ton angibt, mit abgesprochenen Produktionsquoten den Ölpreis weitgehend kontrollieren. Durch steigende Produktionsquoten in Ländern außerhalb der OPEC ist der Einfluss allerdings zurückgegangen – insbesondere der Schiefergas-Boom in den Vereinigten Staaten hat diese zum derzeit größten weltweiten Ölproduzenten gemacht.

Source: EAM, Bloomberg, Department of Energy (DOE) USA
Als Reaktion wurde die OPEC inoffiziell um Russland erweitert um als „OPEC+“ wieder mehr Einfluss ausüben zu können. Die OPEC war es übrigens auch, die 1973 die Produktion drastisch reduzierte und somit den Preis für Öl und damit auch Benzin drastisch steigen ließ – der Preis von Heizöl in Deutschland stieg sogar von 12 auf 70 Pfenning pro Liter.
Stürmische Zeiten
Doch das Erdöl-Angebot wurde in der Vergangenheit nicht nur durch Produktionsquoten sondern auch durch geopolitische Schocks geprägt. So auch heute. In Venezuela ist aufgrund der prekären politischen Situation die Produktion von über 2,5 Millionen Barrel/Tag auf 1 Million Barrel/Tag zurückgegangen. In Libyen, wo momentan Kämpfe um die Hauptstadt Tripolis geführt werden, sind zwischen 300-400 Millionen Barrel in Gefahr.
Doch die größten Auswirkungen hat der fortlaufende Disput zwischen den USA und dem Iran. 2015 unterzeichnete der Iran ein Abkommen welches vor allem auf eine Regelung dessen Nuklearprogramms abgezielt hat. Und obwohl die Vereinbarung laut unabhängiger Prüfungskommission eingehalten wurde, kündigte US Präsident Trump im Mai 2018 an vom Abkommen zurückzutreten und Sanktionen gegen den Iran zu verhängen. Im ersten Schritt gab es noch Ausnahmenregelungen, seit 01.05.2019 sind allerdings die kompletten US-Sanktionen gegen den Iran aktiv. Dies führte zu einer Reduktion der Förderung von fast 4 Millionen Barrel/Tag vor auf knapp 2,5 Millionen Barrel/Tag im April diesen Jahres –
(Anmerkung: Mai Zahlen sind noch nicht veröffentlicht) Tendenz stark fallend. Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran droht zu eskalieren – Mitte Mai wurden in den Vereinigten Arabischen Emiraten 4 Öltanker „sabotiert“, der Nationale-Sicherheitsberater der USA, John Bolton, vermutet den Iran hinter den Angriffen und man hat die militärische Präsenz im Persischen Golf stark erhöht.
Fazit
Von den geopolitischen Turbulenzen profitiert momentan vor allem ein Land – die USA. Durch den Schiefergas-Boom konnte man die Erdölproduktion so stark steigern, dass man, nach Angaben des Energieministeriums der Vereinigten Staaten, 2020 das erste Mal seit 1953 Netto Exporteur von Erdöl sein wird. Gleichzeitig wurde die Fördermenge von der OPEC bzw. „OPEC+“ stabil gehalten beziehungsweise reduziert –dies hat den Preis gestützt.
Da die OPEC-Mitgliedsstaaten einen hohen Ölpreis für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigen, erwarten wir keine großen Erhöhungen der Fördermenge. Viel hängt von der Gesamtlage der Wirtschaft ab. Sollte es zu einer Einigung im Handelskrieg zwischen den USA und China kommen und die Weltwirtschaft wieder anspringen wird sich das fundamental positiv auf Öl auswirken. Eine Eskalation im Nahen Osten würde zusätzlich kurzfristigen Auftrieb für den Ölpreis geben. Dann wird es auch an den österreichischen Tankstellen wieder teurer. Eine ähnliche Zuspitzung der Preise wie 1973 wird es allerdings nichtmehr geben. Dafür ist die Weltproduktion mittlerweile zu gleichmäßig verteilt.
Auf steigende Ölpreise setzen
- Als Anleger kann man über mehrere Wege am steigenden Ölpreis partizipieren. Der ESPA STOCK COMMODITIES (direkt hier kaufen) bietet ein breit gestreutes Investment in die Aktien von über 100 Rohstoffproduzenten in entwickelten Ländern, dabei sind rund 50% des Fonds in Erdölunternehmen investiert.
- Doch auch der ESPA STOCK RUSSIA (direkt hier kaufen) investiert, aufgrund des hohen Erdöl-Bezugs der russischen Wirtschaft, über 40% seines Vermögens in Erdölunternehmen. Diese zeichnen sich vor allem auch über die hohe Dividenden-Ausschüttungen aus
Wie man am Beispiel von Russland sieht, sind es vor allem Schwellenländer welche stark von steigenden Ölpreisen profitieren. Hier bietet die Erste Asset Management auch einige Anleihen-Produkte an
- So befinden sich beispielsweise im ERSTE BOND EMERGING MARKET CORPORATE (direkt hier kaufen), welcher in Unternehmensanleihen in Schwellenanleihen investiert, unter den Top 5 Positionen 3 Erdölunternehmen.
- Der ERSTE BOND EMERGING MARKETS (direkt hier kaufen) hingegen investiert in Staatsanleihen von Schwellenländern – unter anderem Mexiko, Russland, Kasachstan oder auch Nigeria, alles große Erdölproduzenten.
- Wer vom Auf und Ab des Ölpreises verschont bleiben will und lieber auf eine langfristige Abnahme der Erdöl-Abhängigkeit setzt, am besten auf den ERSTE WWF STOCK ENVIROMENT (direkt hier kaufen). Dabei stehen folgende Themen im Vordergrund: Wasseraufbereitung und -versorgung, Recycling und Abfallwirtschaft, Erneuerbare Energie, Energie-Effizienz und Mobilität.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.